Wien (KAP) Kardinal
Christoph Schönborn hat am Freitag, 6. Februar 2009, im
Hinblick auf Äußerungen aus der "Pius-Bruderschaft"
neuerlich betont, dass die Haltung der katholischen Kirche zum jüdischen
Volk in der Konzilserklärung "Nostra Aetate" eindeutig
und verbindlich festgelegt ist. Diese Festlegung sei im
"Katechismus der Katholischen Kirche" (der unter Federführung
von Kardinal Joseph Ratzinger erarbeitet worden ist, wobei Christoph
Schönborn als Redaktionssekretär tätig war) noch einmal in aller
Deutlichkeit wiederholt worden. Wie Kardinal Schönborn betonte, ist
die "vollinhaltliche Annahme" des Zweiten Vatikanischen
Konzils einschließlich von "Nostra Aetate" und der Erklärung
über die Religionsfreiheit "Dignitatis humanae"
unabdingbare Voraussetzung für eine Eingliederung der
"Pius-Bruderschaft" in die katholische Kirche. Das habe
auch der Vatikan am Mittwoch "unmissverständlich
klargestellt".
Kardinal Schönborn erinnerte noch
einmal daran, dass die Aufhebung der Exkommunikation der vier
lefebvrianischen Bischöfe nicht eine Eingliederung in die
katholische Kirche bedeutet, sondern eine "ausgestreckte
Hand", die aber nach den bisher vorliegenden Äußerungen aus
der "Pius-Bruderschaft" noch nicht ergriffen worden ist.
"Nostra Aetate"
zeige die enge geistliche Verbindung zwischen Christen und Juden auf.
Kardinal Schönborn zitierte aus der Erklärung: "Die Kirche kann
nicht vergessen, dass sie durch jenes Volk, mit dem Gott den Alten Bund
geschlossen hat, die Offenbarung des Alten Testaments empfing". Die
Erklärung sage auch ganz deutlich, dass die Juden auch heute von Gott
geliebt sind, weil "seine Gnadengaben und seine Berufung
unwiderruflich" sind.
Die Konzilserklärung entziehe jedem
Antisemitismus den Boden, wenn es heißt: "Obgleich die jüdischen
Obrigkeiten mit ihren Anhängern auf den Tod Christi gedrungen haben,
kann man dennoch die Ereignisse seines Leidens weder allen damals
lebenden Juden ohne Unterschied noch den heutigen Juden zur Last
legen".
Die zentrale "Nostra Aetate"
laute, so Kardinal Schönborn: "Im Bewusstsein des Erbes, das sie
mit den Juden gemeinsam hat, beklagt die Kirche nicht aus politischen Gründen,
sondern auf Antrieb der religiösen Liebe des Evangeliums alle Hassausbrüche,
Verfolgungen und Manifestationen des Antisemitismus, die sich zu
irgendeiner Zeit und von irgend jemandem gegen die Juden gerichtet
haben".
Der "Katechismus der Katholischen
Kirche" bekräftige noch einmal nachdrücklich die Lehre des
Konzils, wie sie in der Erklärung "Nostra Aetate zum Ausdruck
kommt, so Kardinal Schönborn. Der "Katechismus" greife auch
das 1985 veröffentlichte wichtige Dokument der vatikanischen
"Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum"
auf, das "Hinweise für die richtige Darstellung von Juden und
Judentum in der Predigt und in der Glaubensverkündigung der
katholischen Kirche" gibt. Dieses Dokument habe die Lehre des
Zweiten Vatikanischen Konzils über das Verhältnis von Christen und
Juden für Glaubensverkündigung und katholischen Religionsunterricht
verbindlich übersetzt.